Off Topic, aber der Grund dafür, dass ich Sommer 2020 kein Konzert auf unserer schönen Bergbühne spielen mochte.
Meine Gedanken zu Covid-19
Ich möchte meine Gedanken beginnen mit meinem Bild von vor einigen Wochen.
Wir Menschen sind es doch, die ihren Lebensraum immer weiter ausdehnen, und somit ein leichtes Überspringen tierischer Mikroben auf unsere Art ermöglichen. Zumal wir ohnenhin in einer Welt voller Mikroben leben, Bakterien, Viren. Mit den meisten in Symbiose, "friedfertig", aufeinander angewiesen. Aber nicht mit allen, besonders eben die von anderen Arten auf uns Überspringenden, kommt unser Körper, unsere Abwehrmechanismen, zurecht. Das ist nichts Neues, in der Geschichte machte die Menschheit wieder und wieder schwere Epedemien durch, Millionen von Menschen erkrankten und starben eben genau daran. An der Pest, Cholera, Ebola, Fleckfieber, Ruhr, TBC, Pocken, Polio, Masern, Aids, SARS, alle möglichen Arten der Grippe ..... und und und. Und wenn man ein wenig um die Geschichte weiß, dann weiß man auch um die Zeiträume, die diese schlimmen Ereignisse andauerten. Früher, als die Menschen noch sehr unwissend der Medizin, der Biologie waren, deuteten sie diese Seuchen als Strafen Gottes. (Ein guter Artikel hierzu im "Spiegel" Nr.18/2020 von einem Medizinhistoriker). Viele dieser Erkrankungen gelten heute als ausgerottet, Dank größerer Hygiene, Dank medizinischer Erkenntnisse und Fortschritte. Es gibt präventive Schutzimpfungen, es gibt Medikamente. Was uns Menschen offensichtlich nicht daran hindert, weiter nach Erklärungen zu suchen, nach "Schuldigen" zu fahnden. Wo heute nicht mehr "die Strafe Gottes" herhalten kann, sind es mal (wieder) die Juden, mal die Schwulen, mal die "Schwarzen", der Chinese, in früheren Zeiten schon auch mal die "Hexen"......, ganz nach Belieben fortsetzbar, austauschbar. Und da sind wir nun ganz flott bei "Big Pharma", "Global Change", "Deep State", etc.. Feindbilder müssen her, werden mobilisiert, wir brauchen Schuldige, vielleicht nur, um mit der Sachlage, mit unseren Ängsten, unserer Verunsicherung irgendwie klar zu kommen. Die Clintons, die Obamas, die Gates, geheime Bünde wie QAnon, Bilderberger und Co. Und natürlich gibt es da auch die "Guten", wie z.B. den missverstandenen aktuellen US Präsidenten, der nur von jenen bösen Mächten daran gehindert wird, die gesamte Menschheit mit kostenloser Energie und glücklichem Leben zu beglücken. Das alles "erklären" uns dann so kluge Köpfe wie der Heiko Schrang aus der rechten EsoEcke, und die diversen sonstigen demagogischen, indoktrinierenden "Aufklärer". Auch mit Herrn Shiva Ayyadurai verhält es nicht soooo viel anders, dieser Herr bedient ein eher intellektuelleres Klientel. Selbst irgendwelche Influencer (die ansonsten eher Mode, Kosmetika, Kochtöpfe bewerben) und C-Promis verbreiten noch ihre "Ergüsse", Detlef D Soost, Xavier Naidoo, Ken Jebsen um nur ein paar wenige zu nennen. Vielleicht mag hier lediglich deren Narzissmus Antrieb für das unrecherchierte Verkünden diverser "Wahrheiten" sein. Populisten, Ignoranten und Hetzer aller Couleuer haben, wie in jeder Krisensituation, Hochkonjunktur. Wo wir den eigenen Kontrollverlust spüren, findet sich oft leichter Halt in möglichst simplen "Erklärungen". Irgendwelches dumme Zeug ist meist so viel einfacher zu verstehen, als die reichlich komplexen Zusammenhänge der Biochemie. Ich mag hier doch eher sachverständigen Einordnungen vertrauen, dem Robert-Koch-Institut, Johns Hopkins University z.B.. Und auch dem in unserem Land freien, und vor allem auch recherchierenden, Journalismus.
Was hier aktuell geschieht ist im Grunde etwas völlig Normales, Mikroben sind, wie bereits gesagt, immer und überall. Nur nicht mit allen kommt unser Immunsystem klar. So wird in unserer globalisierten Welt ganz flott aus einer ursprünglich noch kleinen Infektion eine Epedemie, eine Pandemie. Hilflos und panisch versucht die Menschheit nach Wegen damit zurecht zu kommen, die Situation zu verstehen, zu beherrschen. Ein Riesenkonflikt zwischen Wirtschaft und Menschenleben. Anders als bei früheren vergleichbaren Ereignissen ist es heute Konsens, ein jedes Menschenleben ist wertvoll, schützenswert, ob jung, ob alt, ob fit, gebrechlich, krank. So erleben wir gerade ein "neues" Leben zwischen Schutz und Schikane, möglicher "Rettung" und Einschränkung von Grundrechten. Und immer wieder Erklärungsversuche und resultierendes Verschwörungsgeschwurbel. So betrachtet sind wir nicht viel weiter als zu Zeiten der "Strafe Gottes", und im Moment sind wir "mitten darin". Erst die Zukunft wird zeigen, wie wir nun damit umgegangen sein werden. So wie wir heute auf die früheren Ereignisse schauen, auf die damals ja sooo unwissenden Menschen.
Fast alle aktuell in unserem schönen Land geborenen und lebenden Menschen, zumindest jene ab der Nachkriegsgeneration, haben noch keine wirklich schlimme Situation erlebt, keinen Krieg, nicht Hunger, nicht wirkliche Not, nicht richtiges Elend. Wir sind ein (zumindest halbwegs) gutes Leben gewohnt, die meisten unserer Bedürfnisse, Wünsche, Hoffnungen lassen sich befriedigen. Dies nehmen wir doch längst, ohne es zu hinterfragen, als eine naturgegebene Selbstverständlichkeit. Verzicht ist in unserer Gesellschaft jedenfalls nicht das Unsere. Und ebenso, dass in unserem freien Land einjeder Honk, einjeder Troll, selbsternannte "Sachverständige" die Freiheit hat/haben, ungestraft mit seinen/ihren Verschwörungsphantsien und sonstigem Hirnstuhl die Menschen noch mehr zu verunsichern, als sie es ohnehin bereits sind. Kein noch so abstruser, spinnerter Unsinn, der nicht, Dank unserer rasanten digitalen und sozialen Medien in Windeseile, abertausendfach kopiert, Verbreitung finden würde. Ein "Informations"terror, der kaum hilfreich sein kann, der unseren Ängsten, unserer Verunsicherung vielmehr unablässig weiteres "Futter" gibt. Und all dies ist, zumindest in unserem Land, frei der Sorge dafür umgehend eingefangen und weggesperrt zu werden, möglich.
Etwas mehr klarer Kopf, ein wenig Demut und Bescheidenheit auch, gewiß auch etwas weniger Beschäftigung mit den verunsichernden, irritierenden "Informationen" und Gedanken, sind im Umgang mit der Situation also durchaus angebracht. Bei aller Vorsicht! Denn allzu leicht lassen sich in "extremen" Zeiten bekanntermaßen politische und gesellschaftliche Änderungen durchsetzen, installieren. Durchaus auch jene, die wir uns ganz sicher nicht wünschen, jene in Richtung totalitärer Regime.
Nach einigen Wochen nun des "Herunterfahrens" beobachte ich vermehrt, dass sich Menschen durch bisherige Maßnahmen ihrer Freiheitsrechte beschnitten, beraubt fühlen. Das "Warum und Wozu" gerät schnell aus dem Blickfeld, in den Vordergrund rückt das "Mir fehlt dies, mir fehlt jenes, ich will dieses, ich will jenes, ich ich und nochmals ICH". Und wie bei der Bundesliga, für die es bekanntermaßen Millionen besserer Trainer gibt, "weiß" auch hier ein großer Teil der Bevölkerung, was die politischen Entscheidungsträger so alles falsch machen. Naturgemäß kann niemals jede Entscheidung, jede Maßnahme korrekt und/oder zum richtigen Zeitpunkt sein. Es ist eben nun mal keine Übung. Auch wenn die Menschheit stets wußte, jederzeit kann es zu einer neuen, unbekannten Epedemie, Pandemie kommen, war und ist es in dieser für alle neuen, ungewohnten Situation ein Herantasten, ein "Fahren-auf-Sicht". Ein Heer von YouTube-Vidoes-Sehern und sonstige Soziale-Medien-DauerNutzern weiß und kann selbstverständlich alles besser. Stets im Blick, dass die Mächtigen, die Regierenden, unbedingt nur Böses im Sinn haben, uns Dinge wegnehmen wollen, uns in möglichst allen Lebensbereichen überwachen und kontrollieren wollen etc.. Reichen da doch tatsächlich bereits einige Wochen, 2 Monate der nun wirklich nicht willkürlichen Beschneidungen, einen nicht geringen Teil der Bevölkerung durchdrehen zu lassen? Wie schnell doch sind schon wieder die entsetzlichen Bilder aus den Gedächtnissen gelöscht, Italien, die Kühlwagen voller Leichen in NewYork, die Massengräber etc.. Die viel drastischeren Maßnahmen in Italien, Spanien, Frankreich, gar nicht erst von Interesse, doch nicht für UNS. Schließlich geht es doch nur um UNS, was WIR nicht sollen, was WIR nicht dürfen, um UNSEREN Verzicht, auf UNSER HighLifeKonfetti. Verwundert beobachte ich, wie sich da plötzlich Menschen der unterschiedlichsten "Fraktionen" verbünden, gegen die vermeintlichen Einschränkungen unserer Freiheitsrechte, gegen die mehr oder weniger sinnvollen Maßnahmen. Da demonstrieren, protestieren Impfgegner (also jene, deren Kinder geschützt sind, weil andere eben Dank einer Schutzimpfung nicht erkranken und so die Infektionen erst gar nicht weitergeben können) im Schulterschluß mit Antisemiten, Gruppierungen des rechten Lagers gleichwohl mit anderen aus der linken "Ecke", Hippies etc.. Staatliche Maßnahmen als gemeinsames Feindbild.
Dass mir eine Epedemie, eine Pandemie wie dieses Covid-19 Sorge bereiten muß, ist mir aus meinem Wissen um Infektionskrankheiten, aus der Geschichte heraus (und vielen "Bildern", die wir aktuell bereits ansehen mußten) schon klar. Ich sorge mich auch um unseren (ja, auch um meinen persönlichen bescheidenen) Wohlstand, Lebensstil, wie wir/ich ihn gewohnt sind/bin. Kleine wie große Betriebe leiden, Existenzen werden zerstört, Volkswirtschaften leiden, unser globales Wirtschaftssystem leidet. Und ich sorge mich auch sehr, um den Zusammenhalt unserer Gesellschaften, um den Zusammenhalt der Menschen. Dieses Virus vermag Keile zu treiben zwischen menschliche Beziehungen. Längst schon wird wieder denunziert, ausgegrenzt. Das Virus hat das Potenzial zu spalten, vielleicht sogar eine neue Weltordnung einzuleiten. Für Menschen, die aus ellenlangen Zusammenhängen einzelne Zeilen herauspicken, die ihnen gerade in den Kram passen ihren Hirnstuhl zu "begründen", für die Demagogen und Hetzer, die ihre dummen Parolen brüllen, habe ich in dieser ernsthaften Situation nicht das allergeringste Verständnis. In einem freien, demokratischen Land wie dem unseren, in dem es selbst in solch einer unwirklichen Zeit keine wirkliche Not gibt, sind all die verschwörerischen Umtriebe schlichtweg eine Unverschämtheit. Ein Blick über den großen Teich, zu diesem ach so großartigen Land, kann ganz flott vieles relativieren. Und wenn wir uns gar etwas mehr als 75 Jahre zurückversetzen; DAS war wirkliche Not, die Generationen in der Kriegs- und Nachkriegszeit, die hatten endloses Leid zu ertragen. Oder rund 100 Jahre zurück, die Spanische Grippe UND Krieg. Oder ganz aktuell, der Jemen, ebenfalls Krieg bei grassierendem Virus. Auf welchem Niveau jammern wir hier eigentlich? Nur weil wir gerade mal nicht in der Welt herumjetten können, keine Kreuzfahrten, mal nicht ständig shoppen können und von einer Party zur Nächsten etc. etc.. Dafür sollten wir uns schämen. Um Mißverständnissen vorzubeugen; ich bin ganz sicher nicht der Meinung, dass wir uns mit Elend und Armmut arrangieren sollten. Mir scheint lediglich, dass es bereits zu viel Gejammer aus geringem Anlaß gibt.
Wie bereits geschrieben, auch mir macht die Entwicklung Sorge., bin ich verunsichert wenn Grundrechte gegeneinander abgewogen werden müssen. Wie lange wird unser Wirtschaftssystem all die Maßnahmen verkraften können, werden "schlimme" Jahre für uns noch kommen, wird das vielleicht gar unser "Krieg" werden? Noch läßt sich die Bevölkerung halbwegs ruhig halten. Die Regale sind gefüllt, die Einschränkungen werden ein wenig gelockert, bei den Meisten "fließt" das Geld, wenn auch oft eingeschränkt, doch immerhin weiter, es gibt für viele Bereiche Hilfen. Das Meiste soweit also gut. Dann erfahre ich Anfang Mai die aktuellen Zahlen; die Dunkelziffer eingerechnet sind/waren bislang ca. 1,8 Millionen Menschen in unserem Land infiziert, die meisten inzwischen gesundet, relativ wenige verstorben. Bei unserem 80-Millionen Volk sind das gerade einmal 2,25%, sagen wir vereinfacht 2,5%. Geht man davon aus, dass sich ein Infektionsgeschehen bei 60 bis 70% Durchseuchung "tot"läuft, rechnen wir gemittelt mit 65%, müssen sich zukünftig also noch weitere 62,5% unserer Bevölkerung infizieren. 1/25stel also der erforderlichen Menge an Menschen hat es gerade einmal "hinter sich", 4% nur! Wie lange soll/kann es also noch dauern, bis die noch fehlenden 96% bis zur sogenannten Herdenimmunität (bei 65% Durchseuchung) es ebenfalls "hinter sich" haben? Oder bis ein Impfstoff entwickelt wurde? Und wie schaut es in anderen Ländern aus? Wenn Grenzen wieder geöffnet werden, Menschen wieder nach Belieben reisen und das Virus verteilen können? Wie auch immer man diese Zahlen interpretiert, klar ist, dass uns noch einiges bevorstehen wird. Leicht kann / wird es zu einer zweiten "Welle" kommen, voraussichtlich noch zu Weiteren. Und über welchen Zeitraum sich all dies hinziehen wird? Unbekannt. Und welche Maßnahmen noch erforderlich sein werden? Unbekannt. Und welche weitere Auswirkungen all dieses auf unsere gewohnte Lebensweise, unseren Wohlstand haben wird? Unbekannt. Und NEIN, ich habe keine einfache Lösung in verschwörungstheoretischer Weise. Ich kann nur für mich ganz alleine entscheiden, wie ich damit umgehen mag. Ich werde vorsichtig sein, ich werde mich, so gut es geht, schützen, mich von Menschenansammlungen bis auf Weiteres fernhalten. Und darauf hoffen, dass unsere Entscheidungsträger die erforderlichen Maßnahmen mit Vernunft und gutem Augenmaß treffen. Wenn wir Glück haben, wird es der Pharmaindustrie vieler Länder, die mit noch nie zuvor dagewesener Manpower gemeinsam daran arbeitet, schneller denn je gelingen, einen der Pandemie ein Ende bereitenden Impfstoff zu entwickeln (wie höre ich da die Impfgegner gerade aufjaulen). So oder so, wir müssen uns damit abfinden, das Virus ist in der Welt, gleich ob es von einem Wildtiermarkt kommt oder aus einem daran forschenden Labor "abgehauen" ist. Wir werden noch einige Zeit damit leben müssen (das zeigt uns die Geschichte). Versuchen wir doch das Beste daraus zu machen, unsere Lebensweise ein wenig anzupassen, unser Glück vielleicht auch jenseits von grenzenlosem Spaß und Konsum zu finden. Unsere Freundschaften pflegen, freundlich und respektvoll miteinander umzugehen, bescheidener in unseren Ansprüchen sein, uns der "einfachen Dinge" besinnen, die uns Freude bereiten. Dann bekommen wir das hin!!
In der Woche vor Muttertag nun überraschend Lockerungsverkündungen. Vieles "darf" wieder stattfinden, sogar Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen bei bestimmten Vorschriften. Ich vermute, den Entscheidungsträgern wurde meine Berechnung zwischenzeitlich auch klar. Vielleicht gab es auch all die bisherigen stringenten Maßnahmen lediglich zum Zweck, Zeit zu gewinnen, das Virus kennenzulernen, den "richtigen" Umgang damit zu suchen. Das Virus ist nun einmal in der Welt, es wird nicht mehr aufzuhalten sein. Wir müssen nun damit leben (und z.Tl. auch daran sterben). Es wird nicht ohne Erreichen der sogenannten Herdenimmunität (oder bis es einen Impfstoff gibt) gehen. Das mit dem Impfstoff wird erfahrungsgemäß dauern (zudem es sich um einen völlig neuen Ansatz eines Wirkmechanismus´ handelt), und bei den bisherigen Maßnahmen und Einschränkungen wird das mit der Herdenimmunität voraussichtlich sogar noch länger dauern. Jahre! Bis dahin wird die Weltwirtschaft endgültig danieder liegen, weltweites Elend, Armmut, Leid werden die Folgen sein. Wir haben die Wahl; Teufel oder Belzebub. Große Kollateralschäden an Menschenleben oder noch größere Kollateralschäden an der Weltwirtschaft. Was eine daniederliegende Wirtschaft bedeutet, das zeigt uns ebenfalls die Geschichte; Verteilungskämpfe, Kriege.
Ich komme so für mich zu dem Schluß, die Welt wird da "durchmüssen". Ich traue auch all den uns "bekannten" Zahlen nicht (mehr). Niemand kann mit Gewißheit sagen, wieviele Menschen das Virus bereits überstanden haben, mehr oder weniger stark erkrankt bis kaum etwas bemerkt. Alle Zahlen beruhen letztendlich trotz der Tests auf Schätzungen und Vermutungen. Es ist nicht einmal klar, seit wann genau dieses Virus in der Welt ist, aber offenbar doch bereits länger als man bislang annahm. Nach allem, was man weiß, ist die "Chance" schwer zu erkranken für jüngere, gesunde Menschen extrem gering. Darf, soll man also sagen, zum Ziele einer Herdenimmunität, "lassen wir sie durch"? Also möglichst doch den gewohnten Normalzustand unseres Lebens zulassen, auf dass sich möglichst viele der jüngeren, der vitalen, gesunden Menschen sollen sich infizieren, um mit ihrer dann erlangten Immunität zum Herdenschutz beizutragen? Wie in Schweden z.B., wo allerdings ca. 50% der bislang an/mit Covid-19 Verstorbenen Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen waren. Zynisch könnte man von sozialverträglichem Ableben sprechen, auch so läßt sich ein Rentensystem, ein Sozialsystem in Ordnung bringen. Ich kann mich nur glücklich schätzen, diesbezüglich nicht Entscheidungen treffen zu müssen. Was unter manchem Aspekt richtig sein wird, wird an anderer/anderen Stelle/n Schaden und Leid verursachen. In jedem Fall scheint es korrekt zu sein, die Alten, die Kranken, die am meisten gefährdet sind, unbedingt zu schützen, so gut es eben geht. Mir persönlich erscheint dieser "Weg" in jedem Fall sinnvoller, als die Welt in Elend "versinken" zu lassen. Es gibt so viel zu tun. Dieser "Störenfried" Covid-19 zeigt uns mehr als deutlich, was in unseren Gesellschaften so alles im Argen liegt. Unser Gesundheitssystem (vielmehr ein Krankheitssystem), unser Bildungssystem, der schleppende Ausbau der Digitalisierung, alles kaputt gespart, der maximalen Rendite geopfert, dazu die unsägliche, menschenverachtende Ausbeutung der Ärmsten in den Billiglohnsegmenten der Nahrungsmittelproduktion, beim Bau etc.etc.. Und genau hier zeigt es sich auch, dass das Virus nicht alle sozialen Schichten gleichermaßen trifft. Der Ärmeren, auch die bildungsfernen Schichten, leben auf engerem Raum beieinander, sind vielleicht auch nicht allen Maßnahmen gegenüber "aufgeschlossen". Müssen malochen für ihr Überleben, können nicht komfortabel im Homeoffice arbeiten usw..
Zu alledem hat sich die Menschheit dringendst mit noch weit größeren Problemen zu beschäftigen. Not, Elend, Unruhen, Kriege können diesbezüglich keinerlei Vorteile bringen. Immerhin, vielleicht ja schafft es ja dieses winzig kleine Virus, dass wir endlich einmal das "Rad" langsamer drehen, dass wir ein wenig zur Besinnung kommen, unser Handeln, unsere Lebensweisen grundlegend reflektieren.
Bin ich zu optimistisch?
Es ist Ende Mai / Anfang Juni nun. Insgesamt scheint sich die Lage ein wenig beruhigt zu haben. Die meisten Menschen haben sich an die Situation gewöhnt, halten sich an die Abstandregeln, Maskenpflicht beim Einkauf etc.. Die Fallzahlen scheinen rückläufig. So gibt es Lockerungen, die Menschen können wieder reisen. Die Reisewarnungen für innerhalb Europas sind aufgehoben. Und ich sehe Bilder, die mich sprachlos machen. Übervolle Strände an Nord- und Ostsee, Gedränge, Berlin Landwehrkanal, gut besuchte Gottesdienste mit Gesang, große Feierlichkeiten von Großfamilien. Uneinsichtige, dumme Menschen verhalten sich, als gäbe es dieses Virus überhaupt nicht. Infektionsketten, die schnell wieder in gefährliche Regionen driften, die Reproduktionszahl ist bereits wieder auf 1,2 gestiegen, in Berlin auf 1,3. Und das Ergebnis der aktuellen Lockerungsmaßnahmen werden wir erst in 2 bis 3 Wochen tatsächlich sehen. Durch munteres Hin-und-Her-Gereise wird sich das Virus jedenfalls ganz schnell wieder fleißig weiter verbreiten.
Und ich lese aktuell gerade das Buch "Die Welt im Fieber" von Laura Spinney. Ziemlich genau vor 100 Jahren grassierte weltweit die sogenannte Spanische Grippe (sogenannt weil das Ursprungsland NICHT Spanien war). 1918 bis 1920 forderte diese Pandemie laut Wiki 27-50 Millionen Tote, andere Schätzungen gehen von bis zu 100 Millionen Toten aus. Mehr Tote, als der erste UND zweite Weltkrieg zusammen forderten, und trotzdem hat sich das verheerende Potenzial der Spanische Grippe im kollektiven Gedächtnis weitaus weniger eingebrannt als das der beiden Weltkriege. Die Wissenschaft dieser Zeit kannte das Virus noch nicht, die damaligen Mikroskope reichten gerade aus Bakterien sichtbar zu machen, für das vielfach kleinere Virus reichten sie lange noch nicht. Die Menschen tappten sozusagen im Dunkeln, wußten nicht, womit sie es zu tun hatten. Zudem gab es kein Internet, keine Jets das/die alle "Informationen", alles Wissen in Windeseile in der Welt verbreiten konnte. Und dennoch, die Menschen jener Zeit verhielten sich gar nicht so viel anders wie wir es heute tun. Das Bewußtsein, das ein Mund/Nasenschutz dienlich ist, gab es bereits vor 100 Jahren (und sogar bereits bei Epedemien zuvor). Überhaupt liest sich dieses Buch, diese historische Aufarbeitung, fast wie eine Beschreibung aus der Jetztzeit. Genau wie heute geisterten vielfältige (und einfältige) Verschwörungstheorien durch die Lande, von bösen Geistern, von weltlichen Feinden gesendet etc.. Das Virus (von dessen Existenz man bekanntermaßen noch gar nichts wußte) versuchte man damals (wie auch heute) mit allen möglichen zur Zeit bekannten Mittelchen im Zaum zu halten. Mit Malariamedikamenten z.B. (deren Gabe auch heute immer noch keinen Sinn macht), oder der Injektion von Desinfektionsmitteln (was auch aktuell wieder von einem großartigen Präsidenten eines großartigen Landes als großartige Idee ins Spiel gebracht wurde). Zumindest kam man damals zu der Erkenntnis, dass demokratische Strukturen für die Kontrolle und Eindämmung einer Epedemie / Pandemie nicht besonders hilfreich sind. (In einem totalitären System möchte ich aber trotzdem keinesfalls leben).
Wir haben doch heute so viele Erkenntnisse aus der Geschichte, unsere Wissenschaft ist sehr viel weiter fortgeschritten, wir sollten doch die Chance haben, mit diesem unsichtbaren Feind besser klar zu kommen, als unsere Vorfahren. Doch wenn ich das Verhalten, die (Un)Einsicht(en) vieler Menschen vergleiche mit dem, was ich in dem Buch über die Spanische Grippe lese, dann zeichnet sich vor meinem geistigen Auge ab, welches Leid die heutige Menschheit noch vor sich haben wird. Wir sind immer noch am Anfang dieser Pandemie, und sie wird ganz sicher nicht in einigen Monaten, einem halben Jahr einfach so vorüber sein.
Bin ich jetzt zu pessimistisch?
Vielleicht auch (mal wieder) eine Mahnung an uns, die globale Menschheit. Vielleicht bringt uns dieses kleine Virus ja zum Nachdenken, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können und dürfen. Zu viele unserer Art, mit zu vielen Ansprüchen, zu vielen Forderungen an diesen, unseren einzigen Planeten.
Fast alle aktuell in unserem schönen Land geborenen und lebenden Menschen, zumindest jene ab der Nachkriegsgeneration, haben noch keine wirklich schlimme Situation erlebt, keinen Krieg, nicht Hunger, nicht wirkliche Not, nicht richtiges Elend. Wir sind ein (zumindest halbwegs) gutes Leben gewohnt, die meisten unserer Bedürfnisse, Wünsche, Hoffnungen lassen sich befriedigen. Dies nehmen wir doch längst, ohne es zu hinterfragen, als eine naturgegebene Selbstverständlichkeit. Verzicht ist in unserer Gesellschaft jedenfalls nicht das Unsere. Und ebenso, dass in unserem freien Land einjeder Honk, einjeder Troll, selbsternannte "Sachverständige" die Freiheit hat/haben, ungestraft mit seinen/ihren Verschwörungsphantsien und sonstigem Hirnstuhl die Menschen noch mehr zu verunsichern, als sie es ohnehin bereits sind. Kein noch so abstruser, spinnerter Unsinn, der nicht, Dank unserer rasanten digitalen und sozialen Medien in Windeseile, abertausendfach kopiert, Verbreitung finden würde. Ein "Informations"terror, der kaum hilfreich sein kann, der unseren Ängsten, unserer Verunsicherung vielmehr unablässig weiteres "Futter" gibt. Und all dies ist, zumindest in unserem Land, frei der Sorge dafür umgehend eingefangen und weggesperrt zu werden, möglich.
Etwas mehr klarer Kopf, ein wenig Demut und Bescheidenheit auch, gewiß auch etwas weniger Beschäftigung mit den verunsichernden, irritierenden "Informationen" und Gedanken, sind im Umgang mit der Situation also durchaus angebracht. Bei aller Vorsicht! Denn allzu leicht lassen sich in "extremen" Zeiten bekanntermaßen politische und gesellschaftliche Änderungen durchsetzen, installieren. Durchaus auch jene, die wir uns ganz sicher nicht wünschen, jene in Richtung totalitärer Regime.
Nach einigen Wochen nun des "Herunterfahrens" beobachte ich vermehrt, dass sich Menschen durch bisherige Maßnahmen ihrer Freiheitsrechte beschnitten, beraubt fühlen. Das "Warum und Wozu" gerät schnell aus dem Blickfeld, in den Vordergrund rückt das "Mir fehlt dies, mir fehlt jenes, ich will dieses, ich will jenes, ich ich und nochmals ICH". Und wie bei der Bundesliga, für die es bekanntermaßen Millionen besserer Trainer gibt, "weiß" auch hier ein großer Teil der Bevölkerung, was die politischen Entscheidungsträger so alles falsch machen. Naturgemäß kann niemals jede Entscheidung, jede Maßnahme korrekt und/oder zum richtigen Zeitpunkt sein. Es ist eben nun mal keine Übung. Auch wenn die Menschheit stets wußte, jederzeit kann es zu einer neuen, unbekannten Epedemie, Pandemie kommen, war und ist es in dieser für alle neuen, ungewohnten Situation ein Herantasten, ein "Fahren-
Ich komme so für mich zu dem Schluß, die Welt wird da "durchmüssen". Ich traue auch all den uns "bekannten" Zahlen nicht (mehr). Niemand kann mit Gewißheit sagen, wieviele Menschen das Virus bereits überstanden haben, mehr oder weniger stark erkrankt bis kaum etwas bemerkt. Alle Zahlen beruhen letztendlich trotz der Tests auf Schätzungen und Vermutungen. Es ist nicht einmal klar, seit wann genau dieses Virus in der Welt ist, aber offenbar doch bereits länger als man bislang annahm. Nach allem, was man weiß, ist die "Chance" schwer zu erkranken für jüngere, gesunde Menschen extrem gering. Darf, soll man also sagen, zum Ziele einer Herdenimmunität, "lassen wir sie durch"? Also möglichst doch den gewohnten Normalzustand unseres Lebens zulassen, auf dass sich möglichst viele der jüngeren, der vitalen, gesunden Menschen sollen sich infizieren, um mit ihrer dann erlangten Immunität zum Herdenschutz beizutragen? Wie in Schweden z.B., wo allerdings ca. 50% der bislang an/mit Covid-
Bin ich zu optimistisch?
Es ist Ende Mai / Anfang Juni nun. Insgesamt scheint sich die Lage ein wenig beruhigt zu haben. Die meisten Menschen haben sich an die Situation gewöhnt, halten sich an die Abstandregeln, Maskenpflicht beim Einkauf etc.. Die Fallzahlen scheinen rückläufig. So gibt es Lockerungen, die Menschen können wieder reisen. Die Reisewarnungen für innerhalb Europas sind aufgehoben. Und ich sehe Bilder, die mich sprachlos machen. Übervolle Strände an Nord-
Und ich lese aktuell gerade das Buch "Die Welt im Fieber" von Laura Spinney. Ziemlich genau vor 100 Jahren grassierte weltweit die sogenannte Spanische Grippe (sogenannt weil das Ursprungsland NICHT Spanien war). 1918 bis 1920 forderte diese Pandemie laut Wiki 27-
Bin ich jetzt zu pessimistisch?
Vielleicht auch (mal wieder) eine Mahnung an uns, die globale Menschheit. Vielleicht bringt uns dieses kleine Virus ja zum Nachdenken, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können und dürfen. Zu viele unserer Art, mit zu vielen Ansprüchen, zu vielen Forderungen an diesen, unseren einzigen Planeten.
Zu guter Letzt noch ein kleiner, persönlicher Betrag zu so allerlei Verschwörungsgeschwurbel
Ende Juni 2021
Fast 1 1/2 Jahre leben wir nun mit diesem Virus. Mehrere Lockdowns, Lockerungen, persönliches Schwanken zwischen zu viel Schutz und "keine Lust" mehr. Inzwischen ein Mal geimpft, sogar zwei sehr entspannte, kurze Urlaube gemacht. Die Angst vor Ansteckung sinkt. Freude auf alles, was diesen Sommer noch kommen soll. Diverse Veranstaltungen auf unserer schönen Bergbühne, mein Rockkonzert. Endlich wieder! Bis dahin werde ich zum zweiten Mal geimpft sein, gewiß viele der Gäste unserer Bergbühne ebenfalls. Das Leben ist wieder leichter geworden.
Dann kann ich nur hoffen, dass wir alles, was wir für diesen Sommer geplant haben, noch "über die Bühne" bekommen, bevor die Delta-Mutante auch bei uns erneut für Streß sorgt.